Samstag, 26. November 2016

Der Wahnsinn folgt...

...auf die Langeweile!

So kann man die Fussballspiele interpretieren, die ich bis jetzt hier gesehen habe. Das erste war an einem Sonntag Vormittag gegen Independiente del Valle. Es war super heiß im Stadion, so dass die Halbzeiten für Trinkpausen unterbrochen und die Fans mit Wasser besprüht wurden. Dem Wetter angepasst war auch das Spiel, wenig spannend bis zur 92. Minute, wo ein Verteidiger von Cuenca völlig unnötig einen Gegner im Strafraum gefoult hat. Der folgende Elfmeter hat dann zum Siegtor für Independiente geführt. Das Spiel war eher mäßig, aber so hatte ich immerhin Zeit die neue Videoleinwand im Stadion zu bewundern.
Die Fans werden mit Wasser besprüht
Der entscheidende Elfmeter
Die neue Videoleinwand

Das zweite Spiel was ich mir angeschaut habe, war gegen Emelec und dieses hatte so einiges zu bieten. Es fing damit an, dass die Fans von Cuenca, vor dem Stadion, die Flagge von Emelec verbrannt haben. Zum Anpfiff gab es dann erstmal ein kleines Feuerwerk. Vor dem Spiel waren die Rollen klar verteilt, Emelec musste gewinnen um die Chance auf die Meisterschaft zu wahren und Cuenca wollte die Serie von vier Niederlagen in Folge beenden. Es ging auch direkt rasant los, nach vier Minuten stand es 1:0 für Emelec durch einen nicht unhaltbaren Fernschuß.  Kurz darauf gab es dann erstmal eine Unterbrechung, weil der Torwart von Emelec die Schuhe wechseln musste. Keine 10 Minuten später dann ein krasser Abwehrfehler der zum 1:1 führte. Insgesamt war das Spiel von Abwehrfehlern geprägt. In der 40. Minute entschied sich ein Abwehrspieler von Cuenca dann, als letzter Mann, dazu gegen den anlaufenden Stürmer ins Dribbling zu gehen. Unnötig, da genug Anspielstationen zur Verfügung waren. So kam es dann wie es kommen musste und der Spieler verlor den Ball und konnte sich nur noch mit einer Notbremse helfen, was eine rote Karte zur Folge hatte.
Feuerwerk zum Anpfiff
Schuhwechsel beim Torwart
Rote Karte gegen Cuenca

So ging es dann erstmal in die Pause und eine Recht muntere Partie steigerte sich in leichten Wahnsinn. Kurz vor Wiederanpfiff fiel das Flutlicht aus. Dies führte dann erstmal zu einer 30 minütigen Verspätung. Ein dunkles Stadion hat eine sehr interessante Atmosphäre, welche von beiden Fanlagern für ihre Lichtshows benutzt wurde. Die Fans von Emelec brannten Pyros ab (was in der Dunkelheit sehr cool aussah) und die Fans von Cuenca verbrannten weiterhin Flaggen.
Das Stadion ist dunkel...
...das Flutlicht ist aus
Die Fans von Emelec brennen Pyrotechnik ab

Nachdem es dann wieder hell war und die zweite Halbzeit angepfiffen wurde, setzte auch der Regen ein. Auf dem rutschigen Untergrund kam es kurz nach Wiederanpfiff dazu, dass ein Abwehrspieler von Cuenca im Strafraum wegrutschte und den Ball mit der Hand spielte. Der folgende Elfmeter führte dann zum 2:1 für Emelec. Das Spiel schien aufgrund der Unterzahl von Cuenca und deutlich besseren Mannschaft von Emelec entschieden, bis sich ab der 70. Minute das Spiel komplett drehte und von nun an Cuenca die deutlich bessere Mannschaft war. So kam Cuenca dann in der 92. Minute nach einer Ecke und reichlich Konfusion in der gegnerischen Abwehr, noch zum völlig verdienten Ausgleich.

Kurios auch, während des Spiels feierten die Fans von Cuenca einen ehemaligen Jugendspieler, der jetzt bei Emelec spielt. Dieser Spieler wollte hat dann nach dem Spiel sogar sein Trikot dem Fanblock von Cuenca angeboten. Jedoch kam ein Spieler von Cuenca, der das Trikot tauschen wollte, was die Fans mit pfiffen quittieren. Das habe ich auch noch nie erlebt, dass Fans den eigenen Spieler auspfeifen und den gegnerischen Spieler feiern.
Der Spieler von Emelec bietet den Fans von Cuenca sein Trikot an

Der Schiedsrichter hatte sich während des Spiels auch unbeliebt gemacht (obwohl das hier eigentlich immer der Fall ist), so dass mehrfach das ganze Stadion 'Hijo de Puta' gesungen hat.

Freitag, 25. November 2016

Wiederholungen und Wandern

Hat etwas gedauert seit dem letzten Post, ganz einfach aus dem Grund, dass ein paar Freunde aus Schottland hier waren und wir die Tage meist gut gefüllt mit Sightseeing verbracht haben. Erschwerend hinzukommt, dass das Internet hier ganz gerne Mal nicht funktioniert. Da das Sightseeingprogramm im Grunde immer das Gleiche ist, jeder will schließlich die 'Highlights' sehen, lasse ich das an dieser Stelle Mal weg. Ansonsten würde ich wohl immer die gleichen Photos und Geschichten von denselben Orten posten.

Wir waren auch in Cajas wandern, auf einer neuen Route. Deshalb an dieser Stelle ein paar Bilder aus dem Nationalpark.



Außerdem gab es ja auch noch den 'Supermond' zu sehen, vor nicht allzu langer Zeit. Auch hierfür haben wir versucht nach Cajas zu fahren, jedoch war es dort nur bewölkt. Die beste Sicht gab es tatsächlich in der Stadt.
Der Supermond von San Joaquin aus gesehen

Montag, 14. November 2016

Kein Geld mehr

Oder besser gesagt noch 25$, soviel hatte ich nämlich noch in der Tasche, als ich letzte Woche Geld abheben wollte. Leider hat der ATM mir aber keins geben wollen. Gut, ist jetzt nicht so besonders, dass kommt in Südamerika öfters Mal vor, dass ein Geldautomat kein Geld raus geben will. Dann geht man halt zum nächsten und meistens funktioniert es dann. Diesmal hat mir der Automat aber freundlicher Weise die Nachricht angezeigt, das meine Karte gesperrt wäre. Auch das ist erstmal nix ungewöhnliches, da die Bankautomaten hier mitunter sehr konfuse oder einfach nur unpassende Standardantworten anzeigen, wenn irgendwas nicht funktioniert.

Ich bin also erstmal weiter zum nächsten ATM, der mir aber auch kein Geld geben wollte, aber auch keine sinnvollere Nachricht hatte als: "Danke das sie unseren Service nutzen!" Hat mich jetzt auch nicht schlauer gemacht, also weiter zum dritten Geldautomaten, bei der dritten Bank... Mit dem gleichen Ergebnis. Na gut, hab ich es dann sein lassen und am nächsten Tag nochmal probiert, aber auch dann gab es kein Geld für mich.

Also habe ich mal bei meiner Bank angerufen und nach kurzer Zeit stellte sich dann heraus, dass meine Kreditkarte wirklich gesperrt war. Daraufhin erfolgte der nächste Anruf bei VISA, wo mir die Frau am Telefon auch Recht schnell das Problem erklären konnte. Und zwar wurde meine Karte wohl als Zahlungsmittel hinterlegt, allerdings von einem wirren Nummercode, der weder einer Adresse noch einem Unternehmen zuzuordnen war. Soweit schon einmal merkwürdig. Der Erfahrung von VISA nach, deutet so etwas mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Bot hin, der die Daten irgendwo ausgelesen hat.

Hier ist aber das mysteriöse an der Geschichte, an besagtem Datum (und mehrere Tage davor) lag die Karte bei mir im Schrank und wurde nicht benutzt, somit kann sie eigentlich nicht ausgelesen worden sein, höchstens zu einem früheren Zeitpunkt. Das wirft aber die Frage auf, warum sollte jemand diese Daten erst mit Verzögerung versuchen zu missbrauchen, dann aber nicht einmal versuchen Geld abzuheben?
Lässt sich auch für VISA nicht nachvollziehen. Die andere denkbare Möglichkeit ist ein Datenleck bei einem Drittanbieter, wie einer Bank, aber auch davon ist nichts bekannt.

Lange Rede, dummes Ergebnis, dies alles hatte ein automatisches Vorgehen in Gang gesetzt, dass meine Karte ausgetauscht wird. Die neue Karte wird allerdings nach Deutschland geschickt und ich in Ecuador sitze, mit besagten 25$. Nach ein bisschen diskutieren könnte ich immerhin erreichen, dass die gesperrte Karte noch einmal für 30 Minuten freigeschaltet wurde und ich so an mein Geld kam. Damit muss ich jetzt aber auskommen, bis dann irgendwann, in den nächsten Wochen, die neue Karte bei mir eintrifft.

Und die Moral von der Geschichte?
1. Es ist schon Geld zu besitzen, aber noch besser auch Zugang dazu zu haben!
2. Bargeld zu besitzen ist immer noch besser, als sich beim Zahlen nur auf Plastikkarten zu verlassen (um Mal auf aktuelle politische Gedankenspiele zur Abschaffung des Bargelds einzugehen), sonst säße ich komplett ohne Geldmittel dar!

Samstag, 12. November 2016

Eine Woche Festival

Wie jedes Jahr, so wurde auch in diesem Jahr in der ersten Woche im November Stadtfest gefeiert. Das heißt dann, dass die statt mit Menschen überfüllt ist, es überall Märkte, Konzerte und Programm gibt. Auf den Märkten waren diesmal insbesondere Craftbiere sehr beliebt, sodass ich einige interessante probieren konnte, u.a. Weißbier mit Naranjilla. Wie vor zwei Jahren, so wollte ich mir auch dieses Jahr das verrückte Eselrennen anschauen, leider hatten aber Tierschutzverbände mit klagen gedroht und so wurde das Rennen abgesagt. Ansonsten gab es diesmal auch ein Food-Festival, was aber leider hauptsächlich aus der bekannten lokalen Küche bestand. Hier wäre ein bisschen Abwechslung und Internationalität wünschenswert gewesen. Trotzdem konnte ich sehr gute, argentinische Sandwiches probieren, mit Fleisch was direkt frisch vor Ort gegrillt wurde, im besten Asado-Stil. Außerdem gab es noch das ein oder andere Feuerwerk zu bestaunen, das überall in der Stadt gezündet wurde.
Das Street-Food-Festival
Leckere, argentinische Sandwiches
Eins der vielen Konzerte
Feuerwerk vor Todos Santos
Noch mehr Feuerwerk, diese sind immer thematisch und vorgebaut

Montag, 7. November 2016

Ab in den Zirkus

Nachdem ich Ewigkeiten nicht mehr im Zirkus war, scheint dieses Jahr das Jahr der Jahre zu sein. Im Frühjahr hab ich mir ja schon den Zirkus Roncalli gegeben und zur Zeit Tour der "Gran Circo de Rusia" durch Südamerika und hat auch halt in Cuenca gemacht. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so ging es dann abends in den Zirkus. Die Show war gut, ein schöner Mix aus Comedy, Artistik und Magie. Der Clown war sehr lustig, da er immer das Publikum miteinbezogen hat und die Pausen, in denen die Manege umgebaut wurde, sehr gut überbrückt hat.
Comedy-Nummer mit einem Riesenfahrrad
Ein Jongleur
Artisten schweben durch das Zelt

Der Zirkus hatte sogar einen prämierten Artisten dabei, dessen Show die Silbermedaille bei Zirkusfestspielen gewonnen hat. Diese Nummer war auch wirklich gut, der Artist ist auf einer unbefestigten Leiter durch die Manege 'geklettert/-laufen' und hat dabei noch jongliert.
Prämierte Artistik auf der Leiter

Außerdem gab es noch zwei gute Akrobatik-Nummern, zum einen auf dem Hochseil und zum anderen auf einer Art Sprungmatte, so dass die Artisten durch die ganze Manege geflogen sind.
Mit verbundenen Augen auf dem Hochseil
Artisten fliegen durch die Manege

Interessant war auch die Verpflegung im Zelt, eigentlich wollte ich mir Popcorn holen, aber da es dieses nur salzig gab, habe ich mich spontan dazu entschieden 'Huevos chilenos' (chilenische Eier) zu kaufen. Diese entpuppten sich als exzellente Wahl, im Endeffekt sind es frittierte Teigbällchen mit Zucker.

Sonntag, 6. November 2016

Schnelles Internet, schnelles Auto

Von Quito ging es weiter nach Cuenca, wo mittlerweile schnelles Internet durch Glasfaserkabel angekommen ist. Um dies zu feiern, wurde erstmal die größte Allee gesperrt und dort ein Rennwagen auf die Strecke geschickt, um die hohe Geschwindigkeit zu präsentieren. Nach einigen Runden zum aufwärmen, ist der Wagen dann auch wirklich ordentlich durch die Stadt gerast. So schnell, dass er zu schnell für meine Kamera war, um klare Photos zu machen. Mit nem kleinen Loop im Video unten, kann man recht gut die Geschwindigkeit erkennen.
Der Rennwagen auf der Geraden
Der Rennwagen auf der Gegengerade


Mittwoch, 2. November 2016

Viele bunte Lichter

In Quito fand während meiner Anwesenheit die Habitat III statt, eine UN-Konferenz zum Thema Wohnen und nachhaltiger Stadtentwicklung. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir vielleicht was zu dem Thema angesehen oder angehört. So war es dann eher unpraktisch, da Quito nun komplett überfüllt war. An sich ist Quito schon mehr oder weniger ein einziges Chaos, aber nun war es einfach nur verstopft, von vorne bis hinten. Das ging dann soweit, dass es schneller ging den Highway um Quito herum zu nehmen, als durch die Stadt zu fahren, um an sein Ziel zu kommen.

Immerhin wurde im Rahmen der Habitat III auch ein Festival organisiert, so dass für normale Touristen was los war. Das Highlight war sicherlich, dass die Altstadt nachts in ein Lichterfest verwandelt wurde, wo verschiedene Bauwerke beleuchtet oder als Leinwände für Animationen genutzt wurden. Hierzu muss man sagen, dass die Altstadt nach Sonnenuntergang eigentlich ausgestorben ist und nicht unbedingt ungefährlich. Dieses Projekt hatte aber einen sehr vitalisierenden Faktor. So war die Altstadt voller Menschen und es herrschte eine gute Stimmung. Das Festival war auch sehr gut, es gab einige sehr interessante Kurzfilme/Animationen über die Geschichte Ecuadors oder des Universums.
Volle Altstadt bei Nacht
Animation über die Entstehung des Universums
Animation über die Geschichte Ecuadors
Beleuchtete Kirche

Das Essen in Quito darf man natürlich nicht vergessen, es gibt sehr viele kleine und gute Restaurants. So zum Beispiel dieser neue Mexikaner im Lucha Libre Stil, wo sehr viel Wert auf Details gelegt wurde, zum Beispiel die Figuren am Salsa-Korb oder die Nachos in der Farbe der mexikanischen Flagge, mit Chili und Basilikum Geschmack. Und das Beste, mittags gibt es jede Menge 3 für 2 Angebote, so dass man sich für wenig Geld ziemlich voll essen kann.
Gute Tacos

Dienstag, 1. November 2016

Auf nach Ecuador - mein armer Rucksack

Von Medellin ging es dann 'direkt' weiter nach Quito. Direkt heißt in diesem Fall eine 30-stündige Reise. Zuerst 22 Stunden mit dem Bus nach Ipiales, von dort dann mit dem Minibus kurz (10 Minuten) zur Grenze. Diese Fahrt stellte sich unerwarteter Weise, als die 'gefährlichste' der ganzen Tour heraus. Da die Straßen hier nicht die allerbesten sind, mit Schlaglöchern von Metern Breite und 20 cm Tiefe und die Fahrzeuge ebenso ihre besten Tage hinter sich haben, kam eins zum anderen und an einem Schlagloch ging die Kofferraumklappe auf und das Gepäck viel bei voller Fahrt raus. Unter anderem mein Rucksack, der fasst auch noch von einem nachfolgenden Bus überrollt wurde... Dieser kam gerade noch 10 Zentimeter vor meinem Rucksack zum Stehen. Also angehalten, alles wieder eingeräumt und diesmal den Kofferraum mit einem Seil verschlossen, so ist dann bis zur Grenze auch nichts mehr passiert.

Während die kolumbianische Passkontrolle sehr schnell ist und man in wenigen Minuten fertig ist, muss man in Ecuador leider immer ne Stunde warten. Dazu kam dann noch, dass es einige Unklarheiten wegen meiner diversen Visa gab, was sich aber letztendlich klären ließ und ich schließlich einreisen durfte.

Nach weiteren 15 Minuten mit dem Minibus war ich dann endlich in Tulcan, von wo aus es auch nochmal 5-6 Stunden Busfahrt nach Quito sind. Ich weis nicht warum, aber diese Strecke ist mitunter die unangenehmste die ich in Südamerika kenne. Die Busse sind unendlich voll und heiß (ja es gibt hier keine Klimaanlage!) und die Polizei hält einen ständig für irgendwelche Kontrollen an. Diesmal 3 Mal zur Drogenkontrolle und von Passagieren, was auch jedes Mal so ne halbe Stunde dauert. Nach endlos langer Fahrt war ich dann endlich in Quito angekommen und mein Rucksack hat die Fahrt, zwar ziemlich dreckig, aber unbeschadet überstanden, ein Hoch auf den Pack-Sack!